Welpenentwicklung: Von der Geburt bis zum 12. Lebensmonat
Neonatale Phase (1.-2. Lebenswoche)
Die neonatale, also Neugeborenenphase erstreckt sich etwa über die ersten zwei Lebenswochen. Die Augen und Ohren sind geschlossen und der Geruchssinn ist noch nicht
stark entwickelt. Diese Phase umfasst den Lebensabschnitt von der Geburt bis zum Öffnen der Augen mit 10 – 16 Tagen. Der Welpe hat in dieser Zeit vor allem zwei Vorlieben nämlich Milch
aufzunehmen und zu schlafen. Die Welpen liegen in Kontakt zueinander und/oder mit der Mutter. Ab dem 6. Lebenstag wird der Aktionsradius zunehmend auf die Wurfkiste ausgedehnt. Ab der zweiten
Lebenswoche werden je nach Rasse bereits erste Steh- und Gehversuche unternommen. Verallgemeinert kann man sagen, dass sich die Welpen in den ersten zwei Lebenswochen durch eine recht große
Hilflosigkeit und die Hündin durch einen intensiven Fürsorgedrang auszeichnen. Diese Zeit ist für den Züchter ‚Die Ruhe vor dem Sturm'. Er wiegt die Welpen täglich und kontrolliert ihr
Wohlbefinden.
Übergangsphase (3. Lebenswoche)
Die Übergangsphase umfasst etwa die dritte Lebenswoche. Am Ende dieser Phase ist aus dem hilflosen Wesen schon ein kleiner, neugieriger Hund geworden. Er kann
nämlich nun hören, sehen und riechen. Das gelingt zwar noch nicht perfekt, wird aber schnell perfektioniert. Er kann Körperwärme weitgehend regulieren, er ist auf dem besten Weg, selbstständig
Kot und Urin abzusetzen und er übt erfolgreich die Koordination seiner Körpermuskulatur. Die Übergangsphase beginnt mit dem Öffnen der Augen zwischen dem 10. und dem 16. Tag. Die Welpen zeigen
vermehrt Sitz- sowie Steh- und Gehversuche, die allerdings weiterhin sehr unbeholfen sind. Auch die Haut- und Fellpflege wird durch sich beknabbern, sich belecken und sich schütteln zunehmend
differenzierter. Mit dem Durchbruch der ersten Zähne beginnen sich Welpen erstmals auch für feste Nahrung zu interessieren.
Sozialisierungsphase (3.-12. Lebenswoche)
Die Sozialisierungsphase beginnt im Alter von 3 – 4 Wochen und geht im Alter von 12 – 14 Wochen, wenn sich Hundewelpen natürlicherweise ins Rudel einfügen, in die
Juvenilphase über. Mit der sinnlichen Wahrnehmung der Welt beginnt für den Welpen die Auseinandersetzung mit seiner Umwelt. Diese Phase wird als die sensible Phase der Welpenentwicklung
bezeichnet und hat ihre besondere Anforderung. Die primäre Sozialisierung findet zwischen der 3. und 12. Lebenswoche, mit einer maximalen Sensitivität zwischen der 6. und 8. Lebenswoche statt.
Darauf basiert auch die Empfehlung, Hunde in diesem Zeitraum mit Menschen vertraut zu machen. Die Sozialisierung in dieser Phase ist allerdings nicht dauerhaft. Erst ab einem Alter von 6 - 8
Monaten bleiben Hunde, auch nach längerer Kontaktlosigkeit zu Menschen, mit diesen sozialisiert. Dagegen ist es schwierig, nicht mit Menschen sozialisierte Hunde im Alter von 6 – 8 Monaten noch
zu sozialisieren.
Rang- und Rudelordnungsphase (4.-6. Lebensmonat)
Je älter die jungen Hunde werden, um so schwerer wird es nun auch, genauere Zeitbestimmungen für die einzelnen Lebensabschnitte und der in ihnen auffallenden
Verhaltensweisen und Reifungsvorgängen festzulegen. Anders als in der Sozialisierungsphase geht es hier vornehmlich um die Rangordnung. Normalerweise leben Hunde in einem Rudel und der Hund nimmt
seine Stellung in der Rangordnung ein. Der Rudelführer Mensch wird auf seine Führungsqualitäten geprüft. Er ist nun bestrebt, sich seinen Platz im Rudel zu suchen und seine Position zu festigen.
Der neue Besitzer des Hundes muss dem Hund deutlich klarmachen, dass die Stellung des Hundes die unterste im „Familienrudel“ ist. Damit ist für den Hund seine Position geklärt, und er wird sich
nun besonders eng demjenigen anschließen, der für ihn den Rudelführer symbolisiert, dessen Autorität anerkannt wird.
Pubertätsphase (6.-7. Lebensmonat)
In der Regel hebt der Rüde erstmalig sein Bein, die Hündin hat die erste Läufigkeit, Konkurrentinnen werden weggebissen. In dieser Phase erlebt man oft regelrechten
Trotz bei den Hunden und er scheint alles bereits Erlernte einfach wieder „vergessen“ zu haben. In dieser Zeit sollte man keinesfalls resignieren, sondern mit liebevoller, aber unnachgiebiger
Konsequenz weiter mit dem Hund arbeiten.
Reifungsphase (7.-12. Lebensmonat)
Nun zeigt es sich, ob der Hund die Anleitung erhalten hat, die seine Entwicklung optimal fördern konnte. Der fortdauernde Bestand der Lernfreudigkeit und der
Bereitschaft zur freundlichen Kontaktaufnahme mit Mensch und Tier belegen dieses. Der Hund ist nun psychisch ausgereift und kaum noch zu verändern. Positive, wie negative Eindrücke und
Erfahrungen bestimmen nun sein weiteres Handeln.